Forum 1: Professionalisierung von Lehrkompetenz = Qualität der Lehre?
Convenor: Dr. Gudrun Salmhofer, Universität Graz
Für den Bereich Studium und Lehre waren der Bologna Prozess wie auch die Autonomiewerdung der Hochschulen von immenser Bedeutung für eine Weiterentwicklung. Daneben erfordern die steigende Anzahl von Studierenden wie auch die Tatsache, dass die Zusammensetzung der Studierendenschaft immer heterogener wird, nicht nur eine Anpassung der Rahmenbedingungen und Organisationsstrukturen, sondern ziehen veränderte Betreuungsanforderungen nach sich, die in der didaktischen und organisatorischen Gestaltung von Lehrangeboten ihren Niederschlag finden.
Gleichzeitig steigen die Notwendigkeit und das Bewusstsein eine Qualitätssicherung in der Lehre zu implementieren, die über eine Rückmeldung zu einzelnen Lehrveranstaltungen hinausgeht, um diverse Steuerungsaufgaben erledigen zu können und begründen damit einen Informationsbedarf hinsichtlich des Status quo als auch des Potenzials zur Verbesserung der Lehrleistungen.
Konsequenzen aus Qualitätseinschätzungen im Bereich Studium und Lehre können sich sowohl auf individueller Ebene von Lehrenden wiederfinden wie auch breiter angelegte Prozesse im Bereich der Studienbedingungen oder auf Ebene von Studienprogrammen beziehen. Zentral dabei ist, was als Qualität der Lehre definiert wird. In dieser Frage scheint sich die Diskussion von Prozess‐ und Verfahrenslogiken zunehmend hin zur Frage individueller Lehrkompetenz zu erweitern. Diese Tendenz zeigt sich etwa darin, dass in der neuen revidierten Fassung der European Standards and Guidelines, die im Mai beschlossen werden soll, auch die Frage der Gestaltung studierendenzentrierter Lehre Berücksichtigung findet. Rücken Begriffe wie die der Studierendenzentrierung oder auch der Kompetenzorientierung in den Mittelpunkt des Interesses, stehen immer auch die Lehrenden und ihr professionelles Lehrhandeln im Fokus. Neben neuen (kompetenzorientierten) Zugängen zur Lehrveranstaltungsevaluierungen werden vielerorts Instrumente und Verfahren getestet, die eine Einschätzung der Kompetenz von Lehrenden versprechen, um etwa bereits bei der Auswahl der Lehrenden in Berufungsverfahren die Qualität der Lehre neben der Forschung hervorzuheben, aber auch, um bei etwaigen Entfristungen neben der Forschungstätigkeit auch die Performance in der Lehre zu berücksichtigen.
In diesem Forum stehen daher folgende Fragen im Mittelpunkt:
- Welche Instrumente und Verfahren finden bei der Einschätzung der Lehrkompetenz Anwendung? Welcher Erfahrungen werden mit Teaching Skills Assessments, Lehrportfolios und verpflichtenden Lehrvorträgen gemacht?
- Wie lassen sich Studierende bei der Einschätzung von Lehrkompetenz einbeziehen?
- Welche Rahmenbedingungen und Unterstützungsstrukturen sind notwendig, um die Qualität der Lehre sicherzustellen?
- Wie kann eine Zusammenarbeit zwischen einzelnen Disziplinen, die mehr und mehr zur Notwendigkeit wird, im Idealfall aussehen? Welche Impulse kann die Qualitätssicherung von der Hochschuldidaktik erwarten und umgekehrt?